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Symptomales Wahrnehmen. Vorfreude der Deutung
Karl-Josef Pazzini
Y – Z Atop Denk 2024, 5(9), 1.
Abstract: Symptomales Wahrnehmen nimmt eine Anregung aus der Philosophie von Louis Althusser auf. Es startet mit der Vermutung, dass in die einzigartigen Artikulationen von Leid schon Theorien, Ideologien, vergangene Verallgemeinerungen eingelassen sind: Leid wird mit der symptomalen Einstellung, weniger als durch Identifizierung von Symptomen und baldigen Diagnosen, denn als aus Angst und Not vorgetragene Bitte gehört, als Wunsch nach einer schon bekannten Lösung und Behandlung. Die Auflösung von Vorannahmen der beteiligten Personen und deren Theorien, die verallgemeinern oder wiederholen, versucht symptomales Wahrnehmen durch schräge Aufmerksamkeit zu befördern, die zwischen mindestens zwei Menschen und deren Umgebung entstehen kann, insbesondere in der psychoanalytischen Praxis. Es kann sich auch auf Texte, aufs Sprechen allgemein, auf allerlei kulturelle Manifestationen richten. Identifizierte Symptome verdecken oft Details eines Leidens, das aus der Vergangenheit kommend, in der Gegenwart in einer bestimmten Situation gegenüber einem anderen Menschen ausgesprochen wird und mit Wünschen an die Zukunft verbunden ist. Symptomales Wahrnehmen entdeckt in der Benennung von Symptomen oft den Akzent auf der Abweichung von einer Norm, deren Geltung befragt werden kann. Mit einer Erzählung aus der analytischen Arbeit und einer Passage über die Vorfreude wird das erläutert werden.
Keywords: Symptomales Wahrnehmen, Symptom, Technik, Deutung, Althusser, Freud, Lacan
Veröffentlicht: 30.09.2025
Von der Schwierigkeit des Lebens in freiheitlichen Grundordnungen
Luke Wilkins
Y – Z Atop Denk 2024, 5(9), 2.
Abstract: Ausgehend von Swetlana Geiers Dostojewski-Interpretation und Freuds Theorie der Vatertötung entwickelt der Text eine Analyse des Spannungsverhältnisses zwischen Freiheit, Schuld und dem Bedürfnis nach Autorität in modernen Massengesellschaften. Dostojewskis Werk wird als Spiegel einer säkularisierten Welt gelesen, in der moralische Orientierung ohne transzendente Instanz brüchig wird. Aktuelle politische Phänomene wie der Aufstieg autoritärer Führer in Russland, den USA und Europa werden als Ausdruck kollektiver Regression gedeutet, die in traumatischen Vaterkomplexen wurzeln. Zugleich eröffnet der Text eine hoffnungsvolle Perspektive: In der Krise könnte der Beginn einer ethischen Erneuerung liegen, getragen von einer Liebe, die jenseits patriarchaler Strukturen an die heilenden Potenziale monotheistischer Religionen anknüpft. Dostojewskis Die Brüder Karamasow erscheint in diesem Licht als ästhetisch-philosophische Öffnung auf eine zukünftige Ordnung bedingungsloser Liebe.
Keywords: Psychoanalyse, Dostojewski, Autoritarismus, Russland, Freiheit
Veröffentlicht: 30.09.2025
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