Grundlegung eines struktural-psychoanalytischen Beratungskonzepts

Stefan Ohlrich

Y – Z Atop Denk 2022, 2(11), 3.

Abstract: Der Markt bietet ein vielfältiges Angebot an spirituellen Heilungen, Life-Coachings und psychologischen Beratungsformaten, die jedoch oft dem impliziten Paradigma der Selbstoptimierung unterstehen. Ausgehend von der Theorie und Praxis der Lacan’schen Psychoanalyse entwickelt der Autor ein Beratungskonzept für die sub-klinische Kur, das sich nicht an externen Maßstäben orientiert, sondern sich auf das Unbewusste des Subjekts ausrichtet. Im ersten Teil werden die notwendigen theoretischen Essentials eingeführt und mit Querverweisen zu weiteren psychoanalytischen Denkrichtungen besprochen. Der zweite, praktische Teil exploriert den Erkenntnisprozess und die Beratungstechnik anhand von Beispielen und geht dabei auf die Vorzüge und Limitationen des Ansatzes ein. Die Ausarbeitungen werden im Resümee im gesellschaftlichen Kontext reflektiert.

Keywords: Lacan, Beratung, psychoanalytische Haltung, Behandlungstechnik

Veröffentlicht am: 30.11.2022

Artikel als PDF: pdfLacan'sche Psychoanalyse in der sub-klinischen Anwendung

 

1. Einführung

1.1. Ein (un)zeitgemäßes Beratungskonzept als wagemutiger Versuch

Psychologisch Beratende haben ein Problem: Ihre Zielgruppe sind Personen, die aus verschiedenen Gründen eine Art von Leiden haben. Dieses Leiden darf allerdings nicht so schwer sein, dass es eine psychotherapeutische Intervention benötigte. Wofür kann dann eine Beratung von Nutzen sein, vor allem eine, die sich vorrangig dem Unbewussten widmet? Das aufklärerische Ideal der Psychoanalyse passt schlecht zu einem Zeitgeist, der Beratung zum Coaching umdeutet und in den Dienst der Selbstoptimierung stellt (vgl. etwa Münch 2011, S. 236), geht es doch um eben jenes, was nicht mehr funktioniert, Probleme bereitet oder auf eine Insuffizienz hinweist. Coaching, verstanden in diesem Sinne, steht unter dem Verdacht, in den Dienst der Abwehr gestellt zu werden. Man bedenke nur einmal den Begriff der „Selbstoptimierung“: Es gibt ein Selbst, das hinsichtlich seiner Beschaffenheit als ungenügend hingestellt wird und zur Behebung des Mangels des Coachings bedarf, das wiederum eine Aufhebung des Mangels verspricht. Eine analytische Haltung, die nicht nur der Form der Therapie eigen ist, sondern auch der Beratung eignet, stellt dieses Selbst in Frage und weist einen fixen Bezugspunkt, wie jenen der „Optimierung“, zurück. Die „unsichtbare Gewalt“ der Selbstoptimierung tritt eben da hervor, wo die Autorität, die die Optimierung legitimiert und initiiert, ins Gestaltlose zurücktritt: Optimierung in wessen Namen? Ein ähnlicher Geist scheint auch in Houbens (1975) „Klinisch-psychologischer Beratung“ zu wohnen, die „Ich-Stärkung durch Psychoanalyse“ (S. 112) zum Ziel hat. Zwar bekommt der Begriff der „Stärke“ hier einen Referenzrahmen; nichtsdestotrotz ist dies keine psycho-analytische Haltung, die als Hermeneutik individueller Sinnstrukturen verstanden wäre, wie sie Ricoeur (2016) bei Freud herausarbeitete, da eine Referenz festgelegt wird, die außerhalb des Subjekts liegt. Die Haltung einer subjektiv unbewussten Übernahme kollektiv vermittelter Bedeutung halte ich für hochproblematisch.

Dies ist ein ganz eigener, durchaus auch eigenwilliger und ambitionierter Versuch, ein psychoanalytisch begründetes Beratungskonzept zu skizzieren, welches die Fixierung auf namenloser Optimierung und Normalisierung vermeidet. Es geht davon aus, dass bewusste Probleme ihre Wurzeln im jeweiligen Unbewussten haben und der Leidensdruck in der Beratung vermindert werden kann, ohne auf Begriffe wie „Stärke“ oder „Reife“ verfallen zu müssen, denen „der Geruch einer normativen Moral anhaftet“ (Green 1979, S. 711). Der vorliegende Ansatz verfolgt eine klare Ausrichtung auf das Unbewusste der Ratsuchenden und die subjektive Bedeutung im jeweiligen Problem. Ich versuche dafür vor allem die klinischen Ausarbeitungen des umfangreichen Lacan’schen Werkes fruchtbar zu machen und die Vorzüge dieses Ansatzes herauszustellen, was sicherlich eine Limitierung der weitreichenden Lacan’schen Theorie darstellt. Unerwähnt sollte zudem nicht bleiben, dass es bereits psychoanalytische Beratungsformen gibt (unter ihnen die erwähnten Münch (2011) und Houbens (1975) sowie Argelander (1982)), ich mit meinem Versuch also kein gänzlich neues Feld beackere. Entscheidend, und dies haben diese Beratungsformen gemein, scheint mir die Anwendung psychoanalytischer Prinzipien vor allem auf den Erkenntnisprozess.

Warum aber ausgerechnet Lacan? Wieso einen derart komplexen Denker heranziehen, wenn es um eine „kurze“ Beratung geht, deren analytischer Tiefe notwendigerweise Grenzen gesetzt sind? Sicherlich bleibt der analytische Werkzeugkasten überschaubar, wenn die Zeit keine speziellen Finessen erlaubt. Womöglich ist die reine Technik sogar in einer Weise verwässert, dass von einem spezifisch Lacan’schen Ansatz eigentlich keine Rede mehr sein darf? Ähnlichkeiten zu anderen psychoanalytischen Richtungen sind damit schon im Vorfeld als gegeben gesetzt und werden wenn nötig entsprechend kenntlich gemacht. Die Ambition dieses Ansatzes jedoch speist sich aus einer Unzufriedenheit mit der bereits erwähnten gegenwärtigen Beratungspraxis und der Idee eines (zögerlich gesagt) „anderen“ Angebots, deren theoretische Grundlagen bereits Freud auszuarbeiten begann. „Anders“ heißt hier, das subjektive Unbewusste ernst nehmend und eben nicht den Rekurs auf äußere Referenzrahmen anstrebend. An genau dieser Stelle vermute ich den Wert der Lacan’schen Psychoanalyse, die meines Verständnisses nach keinen Bedeutungsrahmen vorgibt, sondern diesen aus einer bestimmten Haltung herauszuarbeiten sucht. Es geht mir also nicht darum, ein neues Rad zu erfinden, sondern bereits Bestehendes in einen anderen Kontext zu überführen. Dies erfordert einerseits eine strenge theoretische Fundierung, was andererseits wohl zu einer recht eigenwilligen Auslegung und Pointierung der Lacan’schen Theorie führen wird. So ist und bleibt dies ein Versuch, der sich fortwährend an der Praxis messen lassen muss.

Ich möchte zunächst einige notwendige theoretische Essentials einführen, die der Praxis vorausgehen und die analytische Haltung darlegen. Im zweiten Teil werde ich die Umsetzung in der Beratungspraxis darstellen und bei Bedarf zur Illustration auf Beispiele aus der eigenen beratungspraktischen Arbeit oder der Literatur zurückgreifen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Erkenntnishaltung und dem Verstehensprozess, welche angesichts der kurzen Dauer einer Beratung eine Schlüsselrolle einnehmen.

 

1.2. Cave

Beratung ist nicht Therapie. Was wie eine Erleichterung klingt und vor dem Gesetz auch so gehandhabt wird, birgt doch eine große Gefahr. Wer berät, therapiert nicht, muss sich also auch nicht den strengen gesetzlichen Vorgaben unterwerfen. Andererseits: Wer berät, darf nicht therapieren. Das setzt fundierte Kenntnisse über klinische Phänomene, Behandlungsprobleme und damit die eigenen Grenzen voraus. Diesem Umstand versuche ich den nachfolgenden Ausführungen gerecht zu werden, indem ich an entsprechenden Stellen darüber reflektiere, was überhaupt Gegenstand der Beratung sein kann und wo ihre Grenzen liegen. Zudem ist es ein Anspruch der theoretischen Ausarbeitung bereits klare Hinweise zum möglichen Indikationsbereich liefern.

In der Tradition der Psychoanalyse gilt ein dimensionales Modell psychischer Störungen, mithin keine kategorische Trennung zwischen Gesundheit und Krankheit. Sinn der vorliegenden Arbeit ist allerdings nicht, eine Lacan‘sche Krankheitslehre zu entwickeln. Diese Arbeit wurde in vorzüglicher Weise bereits von Verhaege (2004) und Fink (2019) unternommen, sodass an dieser Stelle ein Verweis darauf genügt. Solide Kenntnisse klinischer Psychologie sind unerlässlich für Beratende, da sie innerhalb sowohl ihrer eigenen als auch der Grenzen Ratsuchender verbleiben müssen. In seinem Seminar zu Freuds technischen Schriften schildert Lacan (1978, S. 43) die Übertragungsdeutung einer Analytikerin, deren grenzüberschreitende, destabilisierende Wirkung über ein Jahr anhielt. Selbstredend sollte dies im Rahmen einer zeitlich limitierten Beratung vermieden werden. Die nachfolgenden theoretischen und behandlungspraktischen Ansätze tragen einer Haltung Rechnung, die zwar subjektive Fixierungen in Frage stellt, zugleich jedoch Grenzen wahren möchte. Wo die subjektiven Grenzen nicht vom Individuum selbst verschoben werden, haben wir es entweder mit Suggestion oder Gewalt zu tun.

 

2. Theoretische Grundlegung

2.1. Symptome als Signifikanten einer Krise des Genießens

Was kann nun Gegenstand der Beratung sein? Mit welchen Problemen wenden sich Personen an die Beratung? Übersetzt in die Theoriesprache ließe sich das beratungsbedürftige Problem als Krise des Genießens beschreiben: Ein „Symptom, welches das Genießen bereitstellt, funktioniert nicht mehr oder scheint gefährdet“ (Fink 2019, S. 25).

Symptome werden verstanden als Signifikanten. Während, verkürzt dargestellt, in der strukturalistischen Linguistik de Saussures ein Signifikant die Ausdrucksseite einer bezeichneten Sache (das Signifikat) meint, z.B. bezeichnet das Wort „Baum“ den Baum in der Welt, hat der Signifikant in der strukturalen Psychoanalyse eine umfassendere, nicht auf Sprache beschränkte Bedeutung. Sie umfasst sämtliche, wahrnehmbare Phänomene, z. B. Affekte, Handlungen und eben auch Symptome. Lacan (2020, S. 69) setzt sie zwar ausdrücklich analog zu Freuds „Vorstellungsrepräsentanzen“; die entscheidende Ergänzung ist jedoch die Annahme einer Ordnung, in der Signifikanten auftreten, sich aufeinander beziehen und gleichzeitig von anderen Signifikanten abgrenzen lassen (vgl. Evans 2017, S. 271 f.). Ein Signifikant ist damit nicht isoliert denkbar, sondern stets eingebettet in eine individuelle Ordnung, die die Bedeutung erst im Verweis auf andere Signifikanten verleiht. Wie Lacan (1953, S. 72) schon sehr früh ausführt, ist ein Wort nicht das Ding, aber die Sprache ermöglicht überhaupt eine Welt der Dinge. Daraus leitet sich einerseits eine generelle Mehrdeutigkeit der Signifikanten ab und andererseits die Feststellung, dass das Unbewusste, ähnlich einer Sprache, strukturiert ist.

Der anschließende Umgang mit Signifikanten macht Parallelen zur klassischen analytischen Praxis deutlich: Dort besteht nach Argelander (1985, S. 20) die Aufgabe darin, „operative Strukturen zu mobilisieren, die den Therapeuten instandsetzen, sich auf die individuellen unbewußten operativen Strukturen des Patienten so einzuspielen, daß die individuelle Bedeutung der symbolischen Situation erkannt werden kann“. Die Mehrdeutigkeit der Signifikanten ist also nur innerhalb einer gegebenen Struktur möglich und die psychoanalytische Technik „liefert allgemeine Sequenzen (z. B. Wunsch, Angst, Abwehr), anhand deren die Daten verstanden werden können“ (Reed 1989, S. 1113). Der Bedeutungsunterschied von „Struktur“ im struktural-psychoanalytischen Sinne und „Ich-Struktur“ im Ich-psychologischen Sinne ist von entscheidender Relevanz: Während „Ich-Struktur“ auf überindividuelle, allgemeine Kompetenzen hinweist (Affektregulation, Realitätsprüfung etc. (vgl. Brenner 1968, S. 76 f.)) und eine normalisierende Konnotation hat („je kompetenter, desto ähnlicher dem Maßstab“ (vgl. Fink 2007, S. 206 ff.)), meint „Struktur“ im Gegensatz dazu hier die subjektive, Bedeutung verleihende Signifikantenkonstellation und ihre Dynamik. Allgemein sind, wie im Sinne Reeds, Sequenzen; „strukturelle Kompetenzen“ im Sinne der Ich-Psychologie sind aber nicht denkbar außerhalb einer subjektiven Signifikantenkonstellation und ihrer operativen Prozesse, was nachfolgend verkürzt als „Struktur“ bzw. „operative Struktur“ benannt wird.

Sämtliche Signifikanten können in den Dienst sämtlicher Sequenzen gestellt werden. Dies bildet, allgemein gesprochen, den Gegenstand psychoanalytischer Erkenntnis. Die erste Aufgabe der psychoanalytischen Praxis, gleich ob Therapie oder Beratung, besteht in der besonderen Herangehensweise an das Material, also die sprachlich und körperlich bewusst und unbewusst produzierten Signifikanten. Aus diesem Grund kommt der Erkenntnisgewinnung im analytischen Prozess eine Schlüsselrolle zu. Wie Fink (2017, S. 215 f.) darlegt, sind Signifikanten nicht nur mehrdeutig, sondern in Form von Symptomen meist überdeterminiert, d.h. in ihnen werden mehrere Bedeutungen ausgedrückt, die jeweils auf die zugrundeliegende subjektive Struktur verweisen. Ein sehr komplexes Beispiel stellt sicherlich die Symptomkonfiguration des Rattenmannes (Freud 1941) dar, in der eine offene Rechnung einer für ihn gezahlten Brille zugleich auf die eigenen sexuellen Wünsche, das eigene Pflichtgefühl und auf die früheren Schulden des Vaters verweist.

Das eingangs erwähnte Zitat Finks deutet an, dass Symptome nicht nur Leiden verursachen, sondern – entsprechend der Idee der Kompromissbildung oder des Krankheitsgewinns – auch eine Form des Genießens, eine jouissance, mit sich bringen. Auch hier bietet der Rattenmann das klassische Beispiel an, der in der Beschreibung der angstauslösenden Situation (die Folterstrafe) ein Lächeln zeigte. Im Genießen wird also etwas – und sei es noch so unangenehm – erlebt. Dieses „etwas“ ist im Beispiel des Rattenmannes die Phantasie, dem Vater könne die Folter widerfahren. Diese Phantasie verweist auf ein begehrendes Subjekt. Die Unterscheidung von Begehren und Genießen ist hinsichtlich der Ziele der Beratung essenziell, sodass der Begriff des Begehrens nachfolgend kurz aufgearbeitet werden soll.

Er bezeichnet nach Lacan (2020, S. 52) ein abstraktes Wollen, das in Wünschen ausgedrückt werden kann. Žižek (2016, S. 209) konzeptualisiert es als Triebabwehr, die notwendig wird, da Triebe im Entwicklungsverlauf auf die Anforderungen der Realität stoßen, z.B. in Form des Begehrens Anderer. Dieses Begehren der Anderen wird zur Determinante der psychischen Struktur und des eigenen Begehrens. Wie Verhaege (2004, S. 152 ff.) ausführlich darlegt, hat die intra-personelle Struktur ihren Ursprung im inter-personellen Umgang zwischen Subjekt und dessen primären bzw. sekundären Anderen. Das „Strukturale“ dieses Ansatzes bezieht sich damit ebenso auf die Positionen, die vom Subjekt in Relation zu Anderen eingenommen werden und innerhalb dessen Triebspannungen, Erfahrungen und Erleben prozessiert bzw. symbolisiert (mit Bion gesprochen: transformiert) werden: Das Subjekt, z.B. der Säugling, wendet sich an einen Anderen, die Mutter, die die inneren, subjektiven Erlebnisse in einen äußeren, inter-subjektiven Raum stellt. In der träumerischen Haltung der Mutter, der Reverié, so ließe sich vielleicht sagen, finden amorphe Erfahrungen, das „Reale“ nach Lacan, eine Übersetzung in geformte Gefühle, Wünsche und Begehren, an dessen Grund schließlich der Trieb steht, der das Begehren auslöst: Objekt a in Lacan’scher Terminologie. Appetit beispielsweise kann nicht erlebt werden, ohne ein konkretes Objekt, auf das er sich bezieht: Er ist immer Appetit nach bzw. auf etwas und die lebensgeschichtlich erste Symbolisierung dieses „Realen“, das noch nicht einmal als „Appetit“ psychische Bedeutung erlangt hat, ist die Stillung als die interpretierende, formgebende Reaktion der Mutter auf des Schreien des Kindes. Analog kann Objekt a nicht Gegenstand des Bewusstseins werden, sondern erscheint als ein Streben „nach einem Partialobjekt, das Genuss verschafft“ (Fink 2019, S. 279), im gegebenen Beispiel entsprechend die Brust der Mutter. Die intersubjektive Umformung des subjektiven Triebs in Begehren, man ahnt es bereits, trennt das Subjekt vom eigenen Trieb: Keine gegebene Form ist jemals der Trieb selbst, folglich kann der Trieb unmöglich jemals vollständig befriedigt werden: „Diese Unmöglichkeit wird verursacht durch die strukturale Lücke zwischen dem Realen von [Objekt] (a) und dem symbolischen Charakter des Signifikanten“ (Verhaeghe 2004, S. 216)1. Im Buddhismus taucht dieses Prinzip im Gleichnis auf, wonach die Hand, die zum Mond zeigt, niemals der Mond selbst sei. Diese Lücke bedingt die Mehrdeutigkeit der Signifikanten und damit die unendlich vielen Partialobjekte, in denen Objekt a erscheinen kann.

Die Fixierung auf das Genießen des Symptoms wird als ein Substitut für die Befriedigung des Triebs verstanden, dessen Abwehr zur Symptombildung führte. So ließe sich das übergeordnete, zugegeben idealistische Ziel der struktural-psychoanalytischen Beratung ableiten, welches nicht das Symptom selbst aufzuheben sucht, sondern „auf eine neue Art die Triebe und den Typ von Befriedigung, nach dem sie trachten, zu akzeptieren“ (Fink 2019, S. 278, Hervorhebung im Original). Dies erfordert, und darauf ist die analytische Explorationstechnik ausgerichtet, zunächst die Exegese der individuellen Bedeutungszusammenhänge oder, anders gesagt, der jeweiligen Ordnung der Signifikanten, ihrer operativen Strukturen und der Funktion des Symptoms darin. Was in der Therapie in der Durchquerung des fundamentalen Phantasmas mündet (vgl. Fink 2019, S. 96), dies meint die grundsätzlichen Bezüge des Subjekts in der Welt, betrifft in der Beratung die Stellung des Symptoms bzw. des Problems in der Struktur des Subjekts. Aus diesen Überlegungen erschließt sich bereits eine erste Unterscheidung von Therapie und Beratung.

 

2.2. Die analytische Haltung – Fallstricke des Verstehens

Die Ausrichtung auf die unbewusste Struktur erfordert eine besondere analytische Haltung auf Seiten der Beratenden. Dies drückt sich bereits in der Terminologie aus, die Worte wie „Klient“ oder „Patientin“2 vermeidet und stattdessen „Analysant“ bzw. „Analysantin“ bevorzugt. Der grundsätzlichen Idee folgend, soll die Fixierung auf das Symptom gelöst werden, wozu von Ratsuchenden eine analytische Haltung sich selbst gegenüber angestrebt wird, sodass der analytische Prozess von ihnen getragen wird (vgl. Fink 2019, S. 84 f.). Die Bezeichnungen „Klientin“ oder „Analysand“ hingegen implizieren bereits eine festgelegte symbolische Ordnung und stehen damit dem Ziel im Wege, Fixierungen zu lösen und ein eigenes Begehren und einen eigenen Trieb zu entdecken: Das Subjekt „muss sich aus dem Befangensein im Begehren des Anderen befreien, um sich als solches konstituieren zu können“ (Heenen-Wolff 2014, S. 49, Hervorhebung im Original). Ausgehend von der Stellung des Symptoms in der Struktur der Ratsuchenden, soll die analytische Haltung, eine weitere Selbst-Exploration durch das Subjekt selbst befördern.

Um diese Haltung einnehmen zu können, die auch über die beschränkte Zeitdauer der Beratung hinaus wirksam sein kann, ist es notwendig, dass das eigene Unbewusste der Ratsuchenden zur offenen Frage wird. Die spezielle Anforderung an die Analytikerin besteht daher darin, Analysanten auf eine bestimmte Art zu begegnen, die nicht im imaginären Register angesiedelt ist, das heißt, dass das analytische Setting kein persönliches Treffen zweier Menschen von Ich zu Ich ist, die beide ihre persönlichen Wünsche in die Situation hineintragen. Dieser Ansatz stellt das Alltagsverständnis von „Verstehen“ und „Sinn“ radikal in Frage. Wie Borens (2015) herausstellt, ist Sinngebung nicht zuletzt dem Bedürfnis des Analytikers nach Sinn geschuldet und neigt „dadurch zu verbergen, was ihn [den Sinn] hervorbringt“ (S. 47). Aus diesem Grund plädiert Fink (2014) dafür, den Wunsch nach Verstehen im Idealfall komplett fallen zu lassen und führt damit die Warnung Lacans (1978) vor dem „Glaube, zu verstehen“, fort als „eines der Dinge, vor denen wir uns am meisten hüten müssen, dies ist, zu viel zu verstehen, mehr zu verstehen als im Diskurs des Subjekts gesagt ist“ (S. 98).

Das Ziel ist es allerdings nicht, ein empathisches Gegenüber zu finden, wie es Carl Rogers in der Gesprächstherapie anstrebt (vgl. Rogers 2019, S. 44): Empathie als solche wird in der strukturalen Psychoanalyse mit Skepsis betrachtet (vgl. Fink 2007, S. 23), da sie im imaginären Register angesiedelt ist, das „Befangensein im Begehren des Anderen“ eher fördert und sich Erkenntnis im Nachfühlen und Verstehen zu erschöpfen droht. Wo „Verstehen“ ein Abschließen des analytischen Prozesses meint, wird „Erkennen“ als Öffnung des psychischen Raums gesehen. Vielmehr verfolgt die Analyse die Exegese der individuellen operativen Struktur und die ist, aufgrund ihrer primärprozesshaften Ordnung, oft un-sinnig und logisch nicht greifbar. „Verstehen“ als Fixierung von Sinn wäre entsprechend eine persönliche Befriedigung der Analytikerin und eine rationalisierende Abwehrhaltung des Analysanten. Immer wieder auftauchende Sätze wie „Wissen Sie, was ich meine?“ oder „Sie wissen ja, wie das ist“, sollten ebenso hellhörig machen, wie Aussagen, wonach manche Dinge „einfach so“ sind, wie sie sind und da stecke „nichts weiter dahinter“.

In der Beratungspraxis fordern diese Überlegungen eine spezielle Erkenntnishaltung, ein analytisches Zuhören und eine gleichschwebende Aufmerksamkeit, die durchaus Angebote zur Rollenübernahme wahrnimmt (vgl. Sandler 1976). Konzepte des imaginären Registers oder der Vorrang der Übertragungsdeutung (vgl. Gill 1998) werden jedoch zurückgewiesen. Daher kann die struktural-psychoanalytische Beratung keine Ratschläge erteilen, da diese eine imaginäre Beziehung voraussetzen („Ich weiß, was gut für dich ist“). Die Beratungsleistung besteht in der Vermittlung der analytischen Haltung dem eigenen Unbewussten gegenüber. Bereits an dieser Stelle wird deutlich, wie sehr Begrifflichkeiten von „Optimierung“, „Stärke“ oder „Reife“ mit diesem Beratungskonzept unvereinbar sind, da sie eine Fixierung einführen, statt sie zu hinterfragen.

 

2.3. Das Begehren im symbolischen Register

Ausgehend von der Tatsache, dass der das Symptom auslösende Trieb verborgen und das Subjekt in imaginären Beziehungen verstrickt ist, sollte die Erkenntnishaltung des Analytikers in der Analyse vor allem das Unbewusste der Analysantin fokussieren. Erst hier erfüllt sich die symbolische Funktion der Analyse, in dem sie das unbewusst „befangene Begehren“ (Heenen-Wolff 2014) zum Vorschein bringt: „Der Einsatz der Analyse ist nichts anderes – erkennen, welche Funktion das Subjekt in der Ordnung der symbolischen Bezüge übernimmt, die das gesamte Feld der menschlichen Beziehungen absteckt“ (Lacan 1978, S. 89). Dies ist die Essenz der Haltung aus dem symbolischen Register heraus und sie ermöglicht es, dass der Analysant sein Begehren und sein Unbewusstes so frei wie möglich entfalten kann. Dazu ist es notwendig, dass das Begehren der Analytikerin rätselhaft bleibt. Sie sollte einzig ihr authentisches Interesse an der Fortführung der Analyse äußern und sich, wie Borens (2013, S. 182) es pointiert, auf die Seite des Unbewussten des Analysanten stellen. Auf die oben erwähnte Aussage „Sie wissen ja, wie das ist“ könnte beispielsweise geantwortet werden mit „Eigentlich weiß ich nicht, wie das für sie ist“ oder „Ich würde es gern von Ihnen hören“ oder „Sie glauben, dass ich es weiß?“. Das mutet trivial an, durchkreuzt aber die imaginär-beziehungshaften Haltungen des Subjekts, da diese Antworten Räume eröffnen, statt sie in falsch verstandenen Zugeständnissen zu verschließen.

Die Unterscheidung von imaginärem und symbolischem Register zeigt sich nach Lacan (1978) in einem vollen und einem leeren Sprechen, „volles Sprechen, sofern es die Wahrheit des Subjekts realisiert“ (S. 68), also die symbolischen Bezüge im „Feld der zwischenmenschlichen Beziehungen“ offenbart. Das „volle Sprechen“ bewirkt dahingehend eine Neuordnung der vergangenen, beliebig scheinenden Ereignisse und verleiht ihnen den Status von Notwendigkeiten (vgl. Lacan 1977, S. 52). Demgegenüber wird das Sprechen leer, wenn es zur Vermittlung wird, d.h. sich auf der imaginären Ebene befindet: Das Subjekt „klammert sich an den andern, weil das, was zum Sprechen drängte, es nicht erreicht hat“ (S. 66.), z.B. in Form von Verständnis sichernden Phrasen wie oben angeführt. Die imaginäre Ebene wird zum Widerstand des analytischen Prozesses: „Das bedingungslose Zuhören des freudianischen Psychoanalytikers“, stellt Heenen-Wolff (2014, S. 55) im Vergleich zur Lacan’schen Haltung fest, „wird gesehen als eine Haltung, die die ‚jouissance’ des Patienten zu fördern droht, das heißt den sekundären Krankheitsgewinn und die implizite Ansprüchlichkeit, die so oft dem Leiden innewohnt“. Hier wird die Skepsis gegenüber dem Primat der haltenden Funktion der Analyse deutlich, die letztlich doch den Ansprüchen nach einer „good enough mother“ (Winnicott) nicht gerecht werden kann, sodass die Ansprüche „logisch zu der stets vorgefundenen ‚Traumatisierung’ durch eine unzureichende Mutter führen“ (Heenen-Wolff 2014, S. 56). Die persönliche Nähe sollte selbstredend nicht fehlen, doch sollte sie den analytischen Prozess optimal unterstützen: Zu viel Distanz gefährdet das Interesse der Analysantin, ist angesichts der sensiblen Intimität der Beratung und einer minimal notwendigen, gegenseitigen Sympathie quasi unmöglich; zu viel Nähe jedoch droht den Prozess im „leerem Gerede“ zu verwässern und Fixierungen im zwischenmenschlichen Bereich zu verstärken. In diesem Licht kann die gesicherte Erkenntnis der Psychotherapieforschung, wonach die Beziehung der größte Wirkfaktor sei (vgl. Rudolf 2011, S. 59 f.), mit gebührender, aufmerksamer Vorsicht genossen werden.

„Was in der Analyse auf dem Spiel steht,“ schreibt Lacan (1977, S. 75), „ist die im Subjekt aufkommende Realität, dass das Begehren in ihm fortdauert in Form symbolischer Konflikte und imaginärer Fixierungen […], und unser Weg ist die intersubjektive Erfahrung, in der dieses Begehren sich bemerkbar macht“. Dies ist nach meinem Verständnis die Essenz der Beratung, deren Ziel – hier sei wiederholt darauf hingewiesen – nicht zwingend die Aufhebung des Symptoms ist, sondern ein Verständnis für Begehren, Symptom und Trieb zu schaffen, was zu einer „neuen Art des Genießens“ (Fink) beitragen kann.

 

3. Beratungstechnische Grundkonzepte

3.1. Zur Erkenntnishaltung in der Beratungspraxis

Das Ziel der Exegese der unbewussten Bedeutungszusammenhänge des Subjekts bestimmt das beratungspraktische Vorgehen. Leitende Arbeitshypothese ist die Annahme, dass wesentliche Signifikanten verdrängt wurden, wodurch es zu einer Symptombildung kommt, wobei das Symptom in dieser Auslegung nicht auf seinen Krankheitswert reduziert wird, sondern eine wichtige, psychodynamische Funktion hat: Ein Symptom, als Wiederkehr des Verdrängten, ist alles, was das Subjekt als solches bezeichnet (vgl. Fink 2017, S. 198). Beispiele im Feld der Beratung sind etwa Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen („Ich fange vieles an, bringe aber nichts zu Ende“), Umgang mit eigenen negativen Emotionen („Ich bin immer so schnell aufgebracht“) oder auch Probleme am Arbeitsplatz. Die Abgrenzung zu klinisch relevanten Phänomenen kann an dieser Stelle nicht getroffen werden, es sei aber darauf hingewiesen, dass die Beratung eher ein vertieftes Verständnis für das Symptom erreichen möchte, im Sinne einer Selbstexploration, während ein therapeutischer Prozess auf eine Umstrukturierung der Persönlichkeit abzielt. Hier sei auf den oben erwähnten Unterschied zwischen dem therapeutischen Durchqueren des Phantasmas und dem beratenden Erkennen der Symptomfunktion verwiesen. Die nachfolgenden Ausführungen tragen Betrachtungen, Gedanken und Erfahrungen zusammen, welche im Laufe der eigenen Beratungspraxis gewonnen wurden, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder den Gehalt einer letzten Wahrheit.

Lacan (2020, S. 68) ging in der Folge Freuds davon aus, dass von der Verdrängung nicht Affekte betroffen sind, sondern die sie repräsentierenden Signifikanten, die Vorstellungsrepräsentanzen. Auch die strukturellen Beziehungen der Signifikanten untereinander sind von Verdrängung betroffen (vgl. Reed 1989, S. 1109), ein Beispiel hierfür wäre der Abwehrmechanismus der Reaktionsbildung. Die Affekte, deren Verbindung zu den Signifikanten gelöst wurde, bleiben jedoch im Diskurs enthalten und signalisieren die Wiederkehr des Verdrängten. Verhaeghe (2004, S. 351 ff.) differenziert diesen Ansatz genauer und benennt die Verdrängung als wesentlichen Abwehrmechanismus der Hysterie (gemeint ist die klinische Struktur, nicht das Prä-Freudianische, misogyne Stigma), während in der Zwangsneurose die Isolierung im Vordergrund steht. In beiden Fällen gilt das Prinzip, wonach Verbindungen von Vorstellungsrepräsentanzen und Affekten aufgebrochen werden. Ein Symptom nimmt schließlich den Platz eines verdrängten Signifikanten ein und ist somit Fokus der beratungspraktischen Erkenntnis. Die Konversionsstörung bildet ein gängiges Beispiel: Statt den Unwillen zu äußern, sich weiter um den erkrankten Vater zu kümmern, erlitt Anna O eine Lähmung ihres Arms (vgl. Freud/Breuer 1941). Dahingehend sind Symptome Mitteilungen an Andere (vgl. Fink 2017, S. 205) und haben eine kommunikative Funktion: Anna O konnte sich in der Folge ihrer Lähmung nicht mehr um den Vater kümmern, wodurch die Mutter diese Arbeit übernehmen musste. Das Symptom erfüllte den Wunsch, sich der überfordernden Arbeit zu entledigen, ohne die sozialen und intrapersonellen Sanktionen für diesen Wunsch erleiden zu müssen. Die Verdrängung erfüllt, wie das Beispiel zeigt, eine stabilisierende Funktion für das Subjekt.

Lacan legt großes Augenmerk auf die Sprache als symbolischer Ordnung, innerhalb derer überhaupt Bedeutungsbeziehungen wie jene im Fall Anna O möglich sind (Unwillen ausgedrückt in Lähmung). Die Verdrängung als Ursache von Lücken zeigt sich auf der sprachlichen Ebene zum Beispiel in Ellipsen, Versprechern oder Metaphern: „Der Augenblick, in dem sich das Subjekt unterbricht, ist gewöhnlich der bedeutsamste Augenblick seiner Annäherung an die Wahrheit“ (Lacan 1978, S. 70). In der Psychopathologie des Alltagslebens hat Freud (2019) zahlreiche Beispiele zusammengetragen. Auch die Verneinung (vgl. Freud 1925) verweist auf Verdrängtes. Ein treffendes Beispiel dazu begegnete mir bei einer Analysantin, die ich fragte, ob ihr beim Thema „Schuld“ eine bestimmte Person einfalle. Sie antwortete: „Bestimmt nicht mein Vater“. Ich wiederholte „Vater“ und sie brachte neues Material ein, ohne überhaupt darauf hinzuweisen, dass sie den Zusammenhang zunächst verneinte.

Die strukturale Psychoanalyse versteht Abwehrvorgänge als Zeichen von Verdrängung, die einen Wunsch verbergen, den es aufzuspüren gilt. Der Ich-Psychologie, die der Abwehranalyse eine zentrale Rolle im analytischen Prozess einräumt (vgl. Brenner 1979, S. 59 ff.), wird entgegengehalten, mehr an der Abwehr zu arbeiten, statt am eigentlichen Wunsch und damit das Unbewusste aus den Augen zu verlieren (vgl. Fink 2017, S. 229). Die Abwehr wird im struktural-analytischen Prozess nicht zwingend benannt, sondern der dahinterliegende Wunsch anvisiert. Auch an dieser Stelle zeigt sich, dass die fokussierte Einstellung auf das Unbewusste sich für Beratungen anbietet, da die Abwehranalyse, so sinnvoll sie sicherlich sein mag und wie Brenner meint, auch immer den unbewussten Wunsch ansprechen sollte, doch sehr zeitaufwändig ist. In meiner Beratungspraxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Ansprechen einer Abwehr (z.B. einer Rationalisierung) zwar zu mehr Bewusstheit dieser gegenüber geführt hat, sie wurde allerdings nicht aufgegeben, sondern im Verlauf der Beratung immer wieder als Entschuldigung für Widerstände herangezogen und schien ein Refugium zu bilden, welches Sicherheit versprach. Ich hatte den Eindruck, dass meine Akzeptanz dieses Widerstands dazu führte, dass er zunehmend weniger rigide eingesetzt wurde und so dahinterliegende Emotionen zum Vorschein kommen konnten. Die volle intersubjektive Bedeutung dieser Abwehr (Andere nicht mit den eigenen Emotionen überfordern, Selbstkontrolle bewahren) konnte in der Beratung zwar nicht ergründet werden, da diese Abwehr wie viele andere Symptome überdeterminiert war, es konnten jedoch neue Räume für eigene Deutungsmuster der Klientin eröffnet werden.

 

3.2. Psychoanalytisches Hören und Szenisches Verstehen

Die psychoanalytische Erkenntnishaltung, basierend auf der Theorie, bildet den Angelpunkt der praktischen Analyse. Die Suchhaltung orientiert sich zwar am Verdrängten, sollte darüber hinaus aber maximale geistige Beweglichkeit sicherstellen, um der Mehrdeutigkeit der Signifikanten gerecht zu werden. Die strukturale, wie die klassische Psychoanalyse, „rechnet in ihrer Theorie mit der Polyvalenz von Worten und fordert uns dadurch heraus, wenn irgend möglich, auf den Patienten zu hören“ (Reed 1989, S. 1108). Anschließend an die kritische Betrachtung der Empathie und dem Erspürenwollen von Affekten, diskutiert Fink (2007, S. 10 f.) das „Hören mit dem dritten Ohr“ Theodor Reiks und leitet daraus eigene Prinzipien analytischen Zuhörens ab: Statt „zu viel“ im Diskurs verstehen zu wollen, empfiehlt Fink mit nur einem Ohr zu hören, das sich nicht in den Erzählungen des Subjekts verstricken lässt, sondern die Aussprache als solche aufnimmt, Sprechgeschwindigkeit, Stottern, Zögern, Ton, Wortwahl etc. Auf inhaltlicher Ebene werden weiterhin Irritationen und Widersprüche zwischen Sprache und Verhalten aufgenommen sowie Erklärungen, die entweder keinen Sinn oder aber zu viel Sinn ergeben (vgl. Fink 2007, S. 13). Diese Haltung knüpft an die „gleichschwebende Aufmerksamkeit“ Freuds an, pointiert sie aber stärker auf das gesprochene Wort. Die Trennung von Wort und Affekt (vgl. etwa Mertens 1993, S. 42), die Lacan meines Erachtens nach missverständlich den Vorwurf des Intellektualismus eingebracht hat (vgl. Mertens 2010, S. 21), wird allerdings zurückgewiesen: „Das Affektive ist nicht so etwas wie eine besondere Dichte, die der intellektuellen Verarbeitung fehlte. Es situiert sich nicht in einem mythischen Jenseits der Symbolproduktion, das der diskursiven Formulierung vorausläge“ (Lacan 1978, S. 77). Das Affektive drückt sich im gesprochenen, bzw. auch im Körper (Lacan 1986, S. 38) aus und wird von dort mit aufgenommen. In Anlehnung an diese Haltung lassen sich Ausführungen von André Green (1979, S. 720 ff.) lesen, der Affekten die Fähigkeit zuspricht, den Diskurs einerseits zu strukturieren, diesen andererseits aber auch zu fragmentieren, ihn gleichsam aufzuweichen und zum Erliegen zu bringen. Der „zerstörerische“ Affekt ist dann Gegenstand der analytischen Arbeit. Eine strikte Trennung von Wort bzw. Diskurs und Affekt führt zu Verwirrung und Missverständnissen und gefährdet meiner Erfahrung nach die geistige Beweglichkeit beim analytischen Hören.

Das Hören auf die „volle Realisierung des Sprechens“ (Lacan 1986, S. 38) weist Ähnlichkeiten zur tiefenhermeneutischen Methode auf, die auch nicht-sprachliche Signifikanten aufnimmt: Über das logische und psychologische Verstehen wird ein Szenisches Verstehen erreicht, das von Irritationen ausgehend einen zweiten Sinnzusammenhang im Text des Subjekts (Lorenzer 1985, S. 6) annimmt. Es geht davon aus, dass das Subjekt die unbewusste, verdrängte Lebenspraxis (die Subjektposition in seinen symbolischen Bezügen, mit Lacan gesprochen) stets neu inszeniert und im „Spiel mit dem Objekt“ eigene Triebe ausdrückt (vgl. Lorenzer 1973, S. 142). Ich lese darin die Nähe zur „intersubjektiven Erfahrung, in der dieses Begehren sich deutlich macht“ (Lacan 1986, S. 38). Zur Entfaltung des „Spiels mit dem Objekt“ ist eine Annäherung aus dem symbolischen Register heraus notwendig, um die Szene nicht mit einem eigenen, im Imaginären situierten Begehren zu verzerren. Die sich entfaltende Szene kann als spezifische Konstellation von Signifikanten verstanden werden, innerhalb derer sie ihre Bedeutung erlangen, Verdrängungen, Entstellungen und Zusammenhänge deutlich werden lässt. So können Mehrdeutigkeiten von Signifikanten hervortreten, woraus sich die in der Literatur wiederholt betonte Forderung, Aussagen „nicht für bare Münze“ zu nehmen ableitet (vgl. etwa Heenen-Wolff 2014, S. 54 sowie Fink 2019, S. 40). In diesem Sinne verstehe ich André Greens (2002, S. 414) theoretische Überlegung zur Assoziation, die die Hauptbedeutung (das „Hauptsemantem“) sucht, die sämtliche Assoziationen verbindet und so Sinnzusammenhänge erschließt. Das Werk Hermann Argelanders bietet zahlreiche Beispiele für praktische Anwendungen dieser Erkenntnishaltung. Die gleichschwebende Aufmerksamkeit ist zwar bemüht, nichts speziell hervorzuheben, um, so ließe fortführen, die Szene voll zur Entfaltung zu bringen; Lücken, Irritationen und Widersprüche innerhalb der Szenen können für die psychoanalytische Erkenntnis jedoch von besonderer Bedeutung sein, da sich hier ein „verstricktes Begehren“ äußern kann.

 

3.3. Interventionen: Skandieren, Deutung und Interpunktion

In Assoziationen, Träumen und Phantasien werden verdrängte Wünsche exploriert, die oft opak und schwer auffindbar sind (vgl. Fink 2007, S. 109). Über die gleichschwebende Aufmerksamkeit und das szenische Verstehen wurden Methoden des Erkenntnisprozesses vorgeschlagen. Wie gestaltet sich nun die praktische Arbeit? Fink (2017, S. 82) empfiehlt vor allem zu offensichtlich mehrdeutigen oder überdeterminierten Signifikanten assoziieren zu lassen. So lässt sich ein Zugang zur „zweiten Sinnebene“ (Lorenzer 1973, S. 142) erschließen. Hinsichtlich des Einsatzes der Interventionen unterscheidet sich der Beratungsprozess nicht wesentlich von einer therapeutischen Analyse.

Eine Ausnahme von dieser Regel stellt das „Skandieren“ dar, also die variable Handhabung der Sitzungsdauer. Heenen-Wolff (2014, S. 57 f.) merkt im Unterschied zur Freud’schen Praxis kritisch an, dass der geschützte, sichere Rahmen der Stunde durch das Skandieren gefährdet sei und zu Unsicherheiten auf Seiten der Analysant:innen führen könne. Durch die lange Dauer einer therapeutischen Analyse von mindestens 240 Stunden wird auf einer größeren Ebene allerdings der Rahmen gewahrt. Kurz gesagt: Skandierungen beenden die Analyse nicht, sie fördern sie sogar – in der Sichtweise der Lacanianer (ebd.). Dieser große zeitliche Rahmen besteht für die Beratung allerdings nicht. Die Zeit ist so knapp bemessen, dass das Skandieren den analytischen (Erkenntnis-)Prozess erheblich limitieren könnte, was der grundsätzlichen Idee dieser Intervention zuwiderläuft. Ich möchte zwar nicht ausschließen, dass auch im Rahmen einer Beratung Skandierungen sinnvoll eingesetzt werden können; ich selbst habe jedoch von Skandierungen bisher abgesehen. Allerdings bin ich dann bestrebt, die Sitzungen nicht in „leerem Gerede“ auslaufen zu lassen, sondern die Bereitschaft zu pflegen, „das Glück der Ruhe zu opfern“ (Meyer zum Wischen 2017, S. 13).

Dies fordert einen speziellen Umgang mit jenen Tendenzen, die Sitzungen mit privaten Geschichten beenden zu wollen, was mir in der praktischen Tätigkeit sehr häufig begegnet ist. Mir drängte sich oft der Gedanke auf, dass damit eine Spannung, die während der Sitzung bestand, aufgelöst werden soll. Jenes „Glück der Ruhe“ bedeutet eine Verstrickung im imaginären Register und gefährdet den analytischen Prozess. Diese Angriffe auf das Setting sollten, wenn möglich, selbst zum Thema der Analyse werden, sodass die Haltung aus dem symbolischen Register heraus erhalten bleibt. Erfahrungsgemäß führt dies zu Irritationen und Frustrationen auf Seiten der Ratsuchenden; mit dem Angebot, dies selbst zu thematisieren, wird allerdings eine doppelte Leistung vollbracht: Zum Einen wird das Begehren von Analysant:innen durchaus wahr- und aufgenommen und zum Anderen eröffnen sich neue Wege der Analyse und der Deutungen. Der Aufnahme des so eingebrachten Materials erfüllt also eine imaginäre und eine symbolische Funktion.

Auch mit Deutungen gehe ich in Beratungen eher sparsam um, da die Kenntnis über das Subjekt aufgrund des geringen zeitlichen Umfangs beschränkt bleiben muss und so die Gefahr besteht, eigene Gegenübertragungen zu artikulieren, die den Bedeutungsrahmen des Subjekts verfehlen (vgl. Borens 2015, S. 50). Wie oben bereits erwähnt, werden „Sinn“ und „Verstehen“ skeptisch gesehen, da sie dazu neigen, weitere Ebenen zu verschließen. Stattdessen sollten Deutungen rätselhaft bleiben, ein „Orakelspruch“ (Fink 2019, S. 70 ff.), um Fixierungen in Frage zu stellen und „den Raum des Begehrens“ (ebd.) zu öffnen. „Wissensvermittelnde Deutungen erreichen die Wahrheit des Analysanten nicht, einen Zugang zu ihr findet nur das Aufgreifen von Elementen im Sprechen desselben, die Arbeit an und mit Signifikanten, die die Ambiguität, ja die Rätselhaftigkeit des Materials hervorheben und bewahren“ (Borens 2015, S. 51). Eine ähnliche Haltung ist mir interessanterweise bei einem geistigen Nachfolger Bions begegnet: Civitarese (2020, S. 29) möchte Deutungen nicht als kongeniale Auslegungen des Diskurses verstanden wissen, sondern als Beleg der „Empfänglichkeit für das Unbewusste“ des gemeinsamen analytischen Rahmens, ohne diese Ebene in der Interpretation zu zerstören. Psychoanalytische Erkenntnis, also die Auslegung des Diskurses, ist nicht identisch mit der Deutung als Intervention, die die Wirkung auf die Ratsuchenden in Blick nimmt.

Das Zitat Borens’ verweist auf eine weitere Technik, die in den Dienst der Deutungen genommen, aber auch zur Klarifikation genutzt werden kann: Die Interpunktion. Sie beschreibt die Arbeit an der konkreten Sprache des Subjekts, „das Aufgreifen von Elementen im Sprechen“ (Borens 2015, S. 51). So bleiben Deutungen erfahrungsnah und rätselhaft, was das Ziel, das Unbewusste zur Ursache des Begehrens werden zu lassen, reflektiert. Zur Interpunktion zählen weiterhin Techniken, wie fragende Wiederholungen, Betonungen oder das Aufgreifen von Versprechern (vgl. Fink 2019, S. 33 f.). Zugleich lässt die Interpunktion die klassische Trennung zwischen Deutung und Klarifikation verschwimmen. Ein hervorragendes Beispiel dafür liefert Argelander in seiner Studie des „Fliegers“ (1977): Auf eine Rede des Patienten über dessen Neigung, als Kind als letzter der Familie in das Badewasser zu steigen und im Wissen um dessen Verunreinigung durch Schmutz und Urin vom Wasser getrunken zu haben, antwortet Argelander pointiert: „Schmutz schmeckte damals süß“ (S. 55). Diese Intervention greift die Signifikanten des Patienten auf, erklärt nichts, spricht durch die Hinzufügung von „süß“ ein mögliches Begehren an, trifft das „Reale“, wie (Fink 2019, S. 74) es formuliert und führt zum Kernpunkt der Therapie, wie Argelander später in der Studie zeigt.

Von Klein'ianischen „tiefen Deutungen“ sehe ich in der Beratung generell ab: Sie verfehlen in meinem Verständnis potenziell die Wahrheit, fixieren Bedeutungen im entwicklungspsychologischen Rahmen und haben in einer Beratung, die auf Regressionen möglichst verzichtet und über einen sehr beschränkten Zeitrahmen verfügt, nur bedingt Erkenntnis- und kaum Veränderungswert. Bion (2018, S. 228) beschreibt die erste Wirkung auf tiefe Deutungen als „Unsinn, eine Marotte des Analytikers“, erst nach einer gewissen Zeit offenbare sich ihr wahrer Kern und sie könne vom Subjekt angenommen werden. Diesem Konzept kann kritisch entgegengehalten werden, dass diese Deutungen zunächst wohl schwerlich etwas anderes seien als jene wissensvermittelnden Deutungen, vor denen Borens warnt. Problematisch ist die Fixierung, die auf diese Weise in die Analyse eingeführt wird: Das Subjekt sieht sich einem Wissenden gegenübergestellt, zu dem eine Position eingenommen werden muss. Die späte Übernahme des Inhalts der tiefen Deutung ließe sich damit auch als Wirkung einer Suggestion verstehen, die aufgrund neuerlicher imaginärer Verstrickungen angenommen wurde. Man frage sich nur einmal nach der persönlichen Motivation, eine tiefe Deutung zu geben. In manchen Fällen von Regressionen können Inhalte analog den tiefen Deutungen wohl vorgebracht werden, allerdings wären sie dann nicht mehr „tiefe“ Deutungen. So gesehen, ließen sich das „tiefe“ der Deutungen auch als „von oben herab“ begreifen.

 

3.4. Umgang mit Übertragung

Die Überlegungen zum analytischen Prozess als Lösung von Fixierung und Verstrickung durch Erkenntnis in der Arbeit am Symptom mittels Assoziation, Traum und Phantasie werfen die Frage nach dem Umgang mit der Übertragung auf. Die Kürze der Beratung bringt es mit sich, dass ein tiefes Arbeiten in der Übertragung bzw. die Entfaltung einer Übertragungsneurose, die Mertens (1993, S. 240) als „sine qua non eines wirklich erfolgreichen psychoanalytischen Prozesses“ gilt, nicht gegeben sein kann. An dieser Stelle sehe ich einen weiteren Vorteil des Lacan’schen Ansatzes für die Beratung, der den Nachteil einer fehlenden Übertragungsneurose aufgreift, indem die Arbeit an bzw. in der Übertragung und die „Ubiquität von Übertragungsbedeutungen“ (Gill 1998, S. 87) kritisch gesehen und nicht gefördert wird: „[D]er Widerstand zeigt sich an seinem Übertragungsende“ (Lacan 1978, S. 63). Die Skepsis gegenüber Übertragungsdeutungen ergibt sich vor allem aus der Tatsache, dass diese Deutungen nur innerhalb einer Übertragungsbeziehung gegeben werden und nicht über dem analytischen Diskurs stehen. Wie in der Unterscheidung von „leerem und vollen Sprechen“ deutlich wurde, steht Sprechen, das sich an den Anderen richtet, im Gegensatz zur Enthüllung des Subjekts. Übertragungsphänomene während der Analyse sind damit ein Hinweis auf eine Verdrängung, die vom Subjekt (noch) nicht versprachlicht werden kann. Im Zentrum des Interesses steht also die Enthüllung des Subjekts, nicht die vollumfängliche Entfaltung einer Übertragungsbeziehung, auch wenn eine kategorische Trennung von beidem sicherlich sehr artifiziell ist und sich das Subjekt nicht zuletzt auch in der Übertragung enthüllt.

Diese Haltung begründet den Umgang mit Übertragung und Gegenübertragung, die dem analytischen Prozess entgegenstehen können, deren Entwicklung aber als notwendig angesehen wird (vgl. Borens 2013, S. 183). Beide werden zum Mittel der Erkenntnisgewinnung genutzt, indem die Rollenangebote in der gleichschwebenden Aufmerksamkeit wahrgenommen werden (vgl. Sandler 1976). Generell steht der analytische Prozess, die Erkundung des Unbewussten, im Vordergrund und wenn dieser gewährleistet ist, muss die Übertragung, die durchaus ubiquitär ist, nicht aufgelöst oder analysiert werden (vgl. Fink 2007, S. 139). Deutungen der Übertragung sollten, wenn überhaupt, im Idealfall in den Worten des Subjekts getätigt werden (vgl. Interpunktion als Intervention), damit sie leichter angenommen werden können (vgl. Fink 2007, S. 144). Negative Übertragungen hingegen sollten nicht auf der imaginären Ebene beantwortet werden, wozu Gegenübertragungen auf ein Minimum beschränkt bleiben sollten. Das schließt nicht aus, dass auch Gegenübertragungen ein wertvolles Mittel der Erkenntnis sind. Die analytische Haltung erfordert jedoch stets eine klare Bewusstheit dem eigenen Empfinden gegenüber. Argelander (1982, S. 147) liefert den Bericht einer gescheiterten Beratung der „Unberührbaren“, in der der Berater die Schweigsamkeit der Klientin wiederholt als Aggression gegen seine Person deutet. Der Signifikant (die Aggression) wurde in diesem Fall vom Berater nicht in den Kontext zurückgeführt, aus dem er stammt (Frustrationen in früheren Beziehungserfahrungen, die sich in der Beratung wiederholen), sondern in Form einer Übertragungsdeutung zurückgegeben, was wiederum als Aggression des Beraters verstanden werden könnte. In diesem Sinne empfiehlt Fink (2007, S. 152) die Wiederholung des „Prekären“ in der Übertragung selbst nicht zu problematisieren, sondern auf dessen Ursache hin zu analysieren, indem das Thema, welches der negativen Übertragung voraus ging, vertieft wird. Der „Krümmung des Sprechens“ (Lacan 1978, S. 67) sollte nicht nachgegangen, sondern ihre Beziehung zum Ursprung der Verdrängung verfolgt werden. In der Beratungspraxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass es den analytischen Prozess fördern kann, Widerstände anzusprechen, sie jedoch nicht als gegen die eigene Person gerichtet zu deuten. Dies ermöglicht dem Subjekt die wertvolle Erfahrung, dass seine Bedenken, Aggressionen oder Ängste zugelassen werden können, ohne dass diese selbst zum Problem der Analyse oder in Form von Anschuldigungen zurückgegeben werden. Dieser Umgang ließe sich sicherlich als Zugeständnis an die haltende Funktion der Analyse auslegen und das ist es auch, allerdings stets im Dienste des Prozesses. Einen Beratungsabbruch, wie beispielhaft bei Argelander dargestellt, gilt es selbstverständlich zu vermeiden.

 

3.5. Zum Beratungsprozess: Das Begehren aus der Verstrickung befreien

Eine Krise des Genießens setzt voraus, dass der ursprüngliche Trieb nicht verfolgt werden kann, weil er in unbewussten Phantasien im Begehren (des Anderen) verstrickt ist. In der Analyse ist es zunächst notwendig, die ursprüngliche Fixierung auf das Begehren des Anderen zu erkennen und zu lösen, indem die unbewusste Phantasie bewusst gemacht und anschließend bearbeitet wird. Darauf sind die hier dargestellten Erkenntnis- und Interventionstechniken und Haltungen ausgerichtet. Die Lacan’sche Psychoanalyse nennt diesen Vorgang, wie oben bereits kurz erwähnt, „das Durchqueren des fundamentalen Phantasmas“ (Fink 2019, S. 96). Für die Beratung kann das gleiche Prinzip geltend gemacht werden, wenn auch in beschränktem Umfang. An dieser Stelle wird die analytische Haltung aus dem symbolischen Register heraus bedeutsam, die die Verstrickungen des Begehrens zur Entfaltung kommen und bearbeiten lässt.

Eine Analysantin in meiner Beratung äußerte den für sie belastenden Eindruck, zum „Analyseobjekt“ zu werden, was im weiteren Verlauf zu Situationsschilderungen führte, in denen sie die hohen Ansprüche ihrer Eltern ihr gegenüber formulieren konnte. Sie wollte immer das Kind sein, das „funktioniert“ und deren Wünschen gerecht wird. „Analyseobjekt“ bedeutete für sie, Objekt meiner Wünsche zu sein. Auf der anderen Seite neigte die Analysantin zu jenem „leeren Sprechen“, das mir die Rolle zuwies, ihren minutiösen Bericht der letzten Tage in allen Einzelheiten anzuhören, wodurch ich wiederum ein Objekt für sie wurde. Die Kritik, die im Wort „Analyseobjekt“ deutlich wird, verweist damit auch auf ihre unbewusste Anspruchshaltung, nicht Objekt sein zu wollen, sondern selbst über eines verfügen zu können. Die Mehrdeutigkeit des Signifikanten „Analyseobjekt“ wird an diesen kurzen Schilderungen deutlich. Das Thema wurde an Assoziationen und Träumen bearbeitet mit dem Ziel, die Verstrickungen der Begehren zu klären: Das Begehren an ihrer Beratung als eine Leistung, die für sie erbracht wird, konnte von meinen vermeintlichen Interessen differenziert werden. Hätte ich mich ihr als Selbstobjekt im Sinne Kohuts (1997, S. 129) angeboten, wäre diese Ebene möglicherweise nicht bewusst geworden. Im Rahmen einer Beratung von nur wenigen Stunden hätte darüber hinaus die Enttäuschung, ein Selbstobjekt so schnell wieder zu verlieren, zu einer Frustration führen können, die den analytischen Prozess rückwirkend annulliert hätte.

Wie an diesem ausführlicheren Beispiel deutlich wird, kann es in der Beratung nur um punktuelle Bearbeitungen gehen, deren Wirkung aber über die Zeit der Beratung hinaus gehen kann. Wie Heenen-Wolff (2014, S. 56) formuliert, findet der analytische Prozess nicht im Beisein des Analytikers statt, wird durch diesen aber initiiert. Die erwähnte Analysantin berichtete später von „Aha-Momenten“ in ihrem Alltag, wenn sie in Situationen geriet, in denen ihre Wünsche auf die Ansprüche Anderer trafen. Aufkommende Gefühle von Frustration und Wut konnte sie nun zuordnen, akzeptieren und in Form von Phantasien sogar genießen, ohne sich dafür selbst zu verurteilen. Der Raum wurde geöffnet, um auch außerhalb der Beratung eigene Wünsche zu explorieren und Gefühle zu zulassen.

Dieses Beispiel berührt zwar Aspekte der Konfliktverarbeitung, fokussiert aber Begehren, Wünsche und die Funktion des Symptoms der Analysantin. Entsprechend wurde der Konflikt, der zum Erleben der Wut führte, nur randständig angesprochen. Der Fortschritt der Beratung beschränkt sich in der Labilisierung des Kreislaufs von aufkommender Wut, die zuvor keinen Signifikanten hatte und gegen sich selbst gerichtet abgewehrt werden musste, wodurch die Wut verstärkt wurde. Die dezidierte Arbeit an Konflikten, wie sie in der OPD aufgeführt sind (vgl. Rudolf 2011, S. 26 ff.), sollte mit Vorsicht angegangen werden, da die Gefahr besteht, über den re-aktualisierten Konflikt den tiefer liegenden primären Grundkonflikt und damit heftige Affektive zu mobilisieren (vgl. Mentzos 1998, S. 134 ff.). In der Beratung wird zwar mit Personen gearbeitet, die im Sinne der OPD über ein „mäßiges bis gutes Strukturniveau“ verfügen (vgl. Rudolf 2011, S. 107). Da Grundkonflikte viel Zeit zur Bearbeitung brauchen, selbst kurze Fokaltherapien einen deutlich höheren Zeitumfang haben und eine bessere Ausbildung der Therapeut:innen voraussetzen, ist es empfehlenswert die Arbeit an tiefen Konflikten in der Beratung zurückzustellen. Der Prozess sollte sich besser am Symptom orientieren, das als Signifikant die Wiederkehr des Verdrängten anzeigt und gerade aufgrund des guten Strukturniveaus von Analysant:innen gut geleistet und ausgehalten werden kann.

 

4. Schematischer Ablauf und allgemeines zum Setting einer Beratung

Argelanders Projekt zur psychoanalytischen Beratung (1982) sah einen Stundenumfang von zehn Sitzungen zu je 50 Minuten vor, in einer Frequenz von einer Sitzung pro Woche. Ich halte das für einen guten Kompromiss aus nötiger Tiefgründigkeit bei gleichzeitiger Vermeidung von tiefen Regressionen. Eine absolute Beschränkung auf 10 Stunden ist in meinem Erachten nicht notwendig und ich habe auch längere Beratungen durchgeführt. Leitend war für mich stets die Fokussierung und Bearbeitung eines Symptoms und die dafür notwendige Zeit. Es sollte nicht versäumt werden, in Fällen mit entsprechender Notwendigkeit auf die Möglichkeit einer Richtlinienpsychotherapie zu verweisen.

In der Therapie sind mittlerweile Settings etabliert, die Telefongespräche oder Skype-Formate beinhalten. Fink (2003) berichtet eine ausführliche Therapie, die über Jahre ausschließlich per Telefon ablief. Analog dazu ist auch ein freier Umgang mit dem Liegen auf der Couch bzw. dem Sitzen gegenüber bei face-to-face-Beratungen möglich. Ich habe sowohl mit medial vermittelten als auch in Präsenz abgehaltenen Beratungen gute Erfahrungen gemacht und würde keiner Form eine Höherstellung zuschreiben.

Die Beratung muss in gegenseitiger Absprache symptomfokussiert bleiben, was in den Vorgesprächen eindeutig festgelegt wird. Dazu wird die psychoanalytische Grundregel vermittelt, die überdies auf die Arbeit mit Assoziationen, Träumen und Phantasien hinweist. Das Ziel ist es, das Unbewusste zur Ursache des Begehrens werden zu lassen, wodurch explizit keine Aufhebung des Symptoms forciert wird. Die Distanz der analytischen Haltung trifft hier auf eine gewisse Gelassenheit dem Symptom gegenüber. Borens (2015, S. 61) schildert einen Fall, in dem eine Patientin in einer kognitiven Verhaltenstherapie innerhalb von fünf Sitzungen von ihrer Klaustrophobie „befreit“ wurde, anschließend aber dekompensierte, da für den „Genuss am Symptom“ kein adäquater Ersatz zur Verfügung stand und ihr so eine operative Funktion ihrer subjektiven Struktur entrissen wurde. Die friedfertige Haltung gegenüber Symptomen als Teil der subjektiven Struktur scheint damit besser zu einer Beratung zu passen als eine manualisierte Behandlung im verhaltenstherapeutischen Sinne, wobei dies natürlich auch eine Glaubensfrage ist.

Abschließend lässt sich beispielhaft eine Beratung im Umfang von zehn Stunden schematisieren: In einem Vorgespräch schildern Ratsuchende ihre Motivation, eine Beratung aufzusuchen. Anschließend wird gemeinsam besprochen, welches Symptom bzw. Thema im Zentrum steht, um den Rahmen der Beratung anzupassen. Wird danach eine gemeinsame Arbeit vereinbart, wird die Grundregel („volle Offenheit gegen strenge Diskretion“ (vgl. Freud 2017, S. 42)) und die besondere Beziehung innerhalb der Beratung vermittelt: „Von Anfang an muss der Analytiker deutlich machen, dass alles in ihrer Beziehung bedeutsam ist und dass sich ihre Beziehung von allen anderen unterscheidet“ (Fink 2019, S. 29). Erst dann beginnt die eigentliche, symptomspezifische Anamnese, die die ersten beiden Stunden umfassen kann. Hier sollte weitestgehend auf Deutungen verzichtet werden, da die Kenntnis der subjektiven Struktur noch fehlt. Ab der dritten Stunde beginnt die analytische Arbeit am Symptom mittels Assoziationen, Träumen und Phantasien. Spätestens ab Beginn der achten Stunde sollte auf das baldige Ende der Beratung hingewiesen werden, um genügend Zeit zur Beendigung und Reflektion zu haben. Für längere Beratungen kann der Ablauf entsprechend angepasst werden.

 

Fazit: Potenziale und Problematiken

Diese kurze, schematische Einführung hat die Eignung und behandlungstechnische Ausrichtung der Lacan’schen Psychoanalyse für den nicht-klinischen Bereich der Beratung anhand von Beispielen zu betonen versucht. Dazu musste zwangsläufig auf viele Eigenheiten des Lacan’schen Werkes verzichtet werden und nur an einzelnen Punkten konnten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu weiteren psychoanalytischen Schulen angesprochen werden.

Noch eingehender könnte die Frage nach Ausbildung und Kompetenz der Beratenden gestellt werden. Die vorliegende Ausarbeitung mag den Eindruck vermitteln, dass gegenüber der Ausrichtung auf die Erkenntnishaltung und der Exegese des Unbewussten metapsychologisches und klinisches Fachwissen sorglos in den Hintergrund treten könne. Die kurzen Diskussionen haben sich bemüht zu betonen, dass dem nicht so ist. Eine solide, klinische Grundausbildung, die vor allem die Gefahren und Grenzen der Beratung gegenüber der Therapie umfasst, ist unabdingbar, ebenso die Selbsterfahrung. Ein Vorteil des Lacan’schen Ansatzes liegt indes in der Gelassenheit dem Symptom gegenüber, die einen analytischen Prozess in Gang setzt, der sich wesentlich am subjektiven Tempo der Analysant:innen orientiert und keine Symptom auflösenden Interventionen des Analytikers forciert. Anders formuliert: Es wird mit und am Symptom gearbeitet, nicht dagegen.

Generell unbetrachtet blieben jene Symptome, die auf psychische Inhalte verweisen, die noch keine Symbolisierung erfahren haben, auf psychischer Ebene nicht re-präsentiert sind, sondern nur sich selbst präsentieren und keine Verbindungen zu anderen Signifikanten haben. Diese Inhalte können ebenfalls szenisch nicht dargestellt werden. Dies bildet einen Teil des Unbewussten, der nicht aus Verdrängtem besteht, sondern aus unprozessierten Triebspannungen (vgl. Verhaeghe 2004). Der Umgang mit diesen Phänomenen setzt, soweit ich das überblicken kann, eine andere Technik voraus und ich würde stets empfehlen, diese Arbeit ausgebildeten Therapeutinnen und Therapeuten in einem Richtlinienverfahren zu überlassen, da es gerade in diesem Bereich gravierende Störungen gibt. So berichtete Bernd Nissen auf der DPV-Tagung im Mai 2022 von einem Fall von koprophiler Perversion, in der die Bearbeitung unrepräsentierter Zustände den äußerst feinfühligen und zeitaufwändigen Umgang mit aufkommenden suizidalen Tendenzen der Patienten erforderte.

Resümierend halte ich den struktural-psychoanalytischen Zugang zur Beratung aus den hier erörterten Gründen einerseits für sehr geeignet, während dieses Konzept andererseits einen bedeutenden, gesellschaftlichen Punkt berührt: Indem die symbolische Ordnung und ihre Fixierungen radikal in Frage gestellt, Symptome jedoch eher akzeptiert werden, erhalten Ratsuchende ein Gegenangebot zur „Beratung als Maßnahme der Selbstoptimierung“ und dem Kreislauf des „Work Hard – Play Hard“ (Losmann et al. 2013). Dieses Potenzial birgt die große Problematik: Das Credo Slavoj Žižeks des Liebe dein Symptom wie dich selbst (1991) setzt eine Haltung voraus, die durch die Beratung erzielt werden soll und deren Abwesenheit eine Hürde zur bereitwilligen Inanspruchnahme der Beratung darstellt, da dies dem Geist des Optimalen widerspricht. Ich lese Lacan als Theoretiker des Begehrens und Genießens und die klinische Auslegung seiner Praxis als Versuch der Befreiung aus Fixierungen. Die struktural-psychoanalytische Beratung möchte in diesem Verständnis keine Versprechen nach Heilung, Symptomfreiheit oder Selbstverbesserung abgeben, stattdessen der Wahrheit des Subjekts gerecht werden.

 


1 Direkte Übersetzungen fremdsprachiger Literatur hier und nachfolgend durch den Autor.

2 Um Geschlechtsneutralität zu gewährleisten, werde ich nachfolgend jeweils die analytischen Rollen von Mann und Frau sich abwechseln lassen.

 

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Autor:in: Stefan Ohlrich studierte Deutsche Sprache und Literatur sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Hamburg. In der Masterarbeit befasste er sich mit der sprachlichen Konstruktion von Wirklichkeit aus kognitionslinguistischer Perspektive. Während er sich zunächst über Fernhochschulen sowie private und psychoanalytische Institute weiterbildete, studiert er aktuell an der Internationalen Psychoanalytischen Universität in Berlin und arbeitet freiberuflich als psychoanalytischer Berater.